Frühchen und Schule

Der Verein Frühgeborene Südtirol hat in Zusammenarbeit mit der Neugeborenen-Intensivstation des Krankenhauses Bozen und der Deutschen Kindergartendirektion einen pädagogischen Nachmittag zum Thema „Frühchen im Kindergarten“ für Kindergärtner und Eltern veranstaltet.

Jedes Jahr kommen in Südtirol 450 Kinder zu früh – sprich vor der 37. Schwangerschaftswoche – zur Welt. Wie ergeht es diesen Kindern im Kindergarten? Wie entwickeln sie sich? Brauchen sie eine spezielle Förderung?

Diese Fragen beantworteten Dr. Hubert Messner, Primar an der Neugeborenen-Intensivstation am Krankenhaus Bozen, Elke Fritz, Psychologin an derselben Station, und Alexandra Schenk, die Mutter eines Frühchens, im Rahmen von zwei pädagogischen Nachmittagen in Brixen und Bozen. Rund 100 Kindergärtner und 40 Frühchen-Eltern nahmen daran teil.

Laut Dr. Messner verläuft die Entwicklung von Frühchen im Kindergarten sehr unterschiedlich. „Eine ganze Reihe von Frühchen meistert die Kindergartenjahre ganz normal, aber es gibt andere, die sich langsamer entwickeln“, so der Primar. Messner erläuterte anhand von Daten und Studien die Ergebnisse von Frühchen. Je unreifer ein Kind geboren wird, desto größer ist das Risiko, dass es Entwicklungsstörungen davonträgt. „Daher können einige Frühgeborene länger benötigen, um den Entwicklungsstand zu erreichen, den man am Ende der Kindergartenzeit als Schulreife bezeichnet. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Entwicklung und Förderung von Frühchen im Kindergarten ist von großer Wichtigkeit, um diesen Kindern später ein gutes Lernen in der Schule zu ermöglichen“, sagte Messner.

Elke Fritz, die an der Neugeborenen-Intensivstation als Psychologin intensiven Austausch mit den Eltern pflegt, zeigte in ihrem Vortrag Möglichkeiten auf, was der Kindergarten tun kann, um Frühchen ihre Entwicklung zu erleichtern. „Die Ausgangslage bei Frühchen ist sehr unterschiedlich. Neben Frühgeborenen, für die die soziale Integration und das Teilnehmen an den Kindergarten-Aktivitäten kein Problem darstellt, gibt es auch solche, die als sehr ruhige Kinder als ,Beobachter’ am Kindergartenleben teilnehmen. Diese Kinder brauchen mehr Zeit, mehr Lob und mehr Zuwendung“, sagte die Psychologin.

Alexandra Schenk, Mutter eines Frühgeborenen, schilderte im Rahmen der Podiumsdiskussion die Kindergartenjahre ihres Sohnes im Rückblick. „Der offene Austausch mit den Kindergärtnern war für mich und meinen Sohn wichtig; die Einfühlsamkeit von Pädagogen und Fachkräften gegenüber Frühgeborenen und ein genaues Hinschauen hat eine besondere Bedeutung“, sagte Schenk.

Im Rahmen der Podiumsdiskussion nahmen auch Lehrer und Eltern zu den vielen Aspekten zum Thema „Frühchen im Kindergarten“ Stellung.